„Mama, Mama! Helft mir doch!“ – Obwohl sie schon länger nicht mehr richtig sprechen konnte, verstand ihre Schwägerin die letzten Worte von Sr. Kleopha ganz genau. Und sie hatte keinen Zweifel, dass Sr. Kleopha den Himmel offen gesehen hat und darin ihre Mutter, Vater und Geschwister, denn die Böhm’sche Familie hat im Leben immer fest zusammen gehalten. Wieso sollte es im Sterben anders sein? „Mama, Mama! Helft mir doch!“
Ihre Mama brachte Schwester Kleopha am Fest des hl. Josef, am 19. März 1931, zur Welt. Deshalb erhielt sie in der Taufe den Namen Josefine. Von ihren Angehörigen wird sie bis heute liebevoll „Finele“ oder „Tante Fina“ genannt. In Königsfeld im Landkreis Bamberg wuchs sie mit sieben lebenden Geschwistern auf. Nachdem auch ihre Mutter früh starb, sorgte ihr Vater als Landwirt und Kirchenpfleger für die große Kinderschar. Auch sie kümmerte sich liebevoll um ihre jüngeren Geschwister.
Von 1937 bis zum Kriegsende besuchte Josefine die Volksschule in Königsfeld und anschließend noch zwei Jahre die Berufsschule. Danach war sie im landwirtschaftlichen Betrieb beschäftigt sowie bei ihrer Tante in Hohenhäusling.
1951 trat sie ins Kloster Oberzell ein, nachdem bereits ihre leibliche Schwester „Liesele“, Sr. Dietfrieda, unserer Kongregation beigetreten war. Ihre ebenfalls ältere Schwester „Annale“ trat 1953 nach ihr ein und erhielt den Ordensnamen Sr. Margarete. Als Kandidatin besuchte Josefine die Krankenpflegeschule im Juliusspital Würzburg. Nach ihrem einjährigen Noviziat legte sie am Franziskusfest 1954 die zeitliche Profess ab und arbeitete drei Jahre in der Missionsärzlichen Klinik in Würzburg als Krankenschwester. 1957 legte sie ihre Ewige Profess ab.
Oberfrankenmedaille und Bundesverdienstkreuz
Ab Juli 1957 wirkte sie im Bezirksklinikum Kutzenberg. Zunächst betreute Sr. Kleopha bis 1975 Patienten auf Station für Lungenkrankheiten, wo sie mit ausgezeichneten fachlichem Können, mit Einfühlungsvermögen und Hingabe den Kranken und deren Angehörigen Beistand leistete. Weiterhin war sie als Stationsschwester auf der Station für Erkrankungen der Atmungsorgane tätig. Als Leiterin und ab 1995 als Oberin widmete sie sich mit ganzer Kraft ihrer anspruchsvollen Aufgabe. Für ihren aufopfernden Einsatz für Pflegebedürftige wurden ihr 1997 die Oberfrankenmedaille und 1999 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Von allen Seiten wird Sr. Kleopha als vorbildliche Krankenschwester geschildert, die ihren Beruf aus ganzem Herzen liebte. Immer sei sie freundlich und hilfsbereit gewesen. Dabei hatte sie auch einen bodenständigen und trockenen Humor. So habe ein Patient ihr einmal gesagt: „Ich mag aber keinen Käse“, worauf Sr. Kleopha schlagfertig erwiderte: „Dann iss halt nur die Löcher.“
Von ihren Vorgesetzten am Bezirksklinikum Kutzenberg wurde sie sehr geschätzt. Anlässlich ihres 65. Geburtstag würdigte sie Pflegedienstleiter Döring mit folgenden Worten: „Wir kennen Sie, liebe Schwester Oberin Kleopha, wie Sie unermüdlich, sich kaum schonend, und immer mit einem Lächeln, Verständnis und Menschlichkeit ausstrahlt, bei unseren Patienten arbeiten.“ Der Verwaltungsleiter betonte, dass Sr. Kleopha immer wieder ihre Freizeit opferte, um den Kranken nahe zu sein, um zu trösten und zu helfen. Von Ärzten, Mitarbeitenden und Auszubildenden wurde sie als Stütze mit Erfahrung und Güte bezeichnet, die nicht wegzudenken sei. Nach mehr als vierzig Dienstjahren endete ihre Tätigkeit im Bezirksklinikum offiziell 1999. Danach übernahm sie noch viele Jahre Besuchsdienste bei den Kranken. Sie unternahm Spaziergänge mit den Patienten und unterhielt sich mit ihnen auf einer Parkbank. Vor allem aus der Psychiatrie kamen immer wieder Anrufe, weil die Patienten Zuwendung suchten.
Froh, humorvoll und ausgleichend
Darüber hinaus war Sr. Kleopha ein Gemeinschaftsmensch. Als Oberin war sie beliebt und respektiert. Sie war froh, umgänglich, humorvoll und ausgleichend. Die Hankirche von Prächting hat sie sehr gerne besucht. Nach der Auflösung des Schwesternkonventes zog Sr. Kleopha im März 2015 ins Antoniushaus um. Hier konnte sie noch zwei Jahre lang zusammen mit ihrer leiblichen Schwester, Sr. Dietfrieda, verbringen. Sie hielten sich liebevoll die Hand hielten und waren herzensgut zueinander.
Ihre Nichten und Neffen und später ihre Großnichten und -neffen bekamen viel von dieser Herzensliebe mit. Bei Besuchen und im Urlaub spielte sie mit ihnen, liebte ausgedehnte Spaziergänge und hielt durch ihre Erzählungen viele Erinnerungen und Geschichten lebendig. Legendär sind ihre Gedichte zu Feiern und Festen. Aber auch zu Geburts- und Namenstagen bedachte sie ihre Freunde und Verwandten mit gereimten Kartentexten. Bemerkenswert war ihre ausgleichende friedfertige Art bei Konflikten, weshalb sie es vermochte, zu allen Kontakt zu halten. Selbst als ihr Gedächtnis ihr aufgrund ihrer Krankheit immer mehr abhanden kam, strahlte sie aus, was sie immer war: genügsam und zufrieden.
Sr. Katharina Ganz, Generaloberin