Die Würzburgerin Antonia Werr (1813-1868) war sich nach einer langen Suche inzwischen ihrer Aufgabe sicher und mietete das leerstehende Schlösschen. An Pfingsten 1855 eröffnete sie hier mit vier Helferinnen ihre „Rettungsanstalt für strafentlassene und verwahrloste Personen des weiblichen Geschlechts“. Die Gründungsmitglieder erhielten ein klösterliches Gewand, damit sie als religiöse Gemeinschaft erkennbar waren.
Einen wichtigen Freund und Berater hatte Antonia Werr im Staatsrat Maximilian Freiherr von Pelkhoven (1796-1864) gefunden. Oft entwarf er Gesuche und Eingaben an die Behörden, überprüfte selbst die Statuten und machte verbessernde Vorschläge. Er war von den Absichten Antonia Werrs überzeugt und stand voll und ganz hinter ihrem Vorhaben. Ein weiterer bedeutender Unterstützer Antonia Werrs war Pater Franz Seraph Ehrenburg (1823-1889). Der Franziskaner-Minorit war der erste geistliche Begleiter der Oberzeller Frauengemeinschaft. Mit seiner Hilfe legte Antonia Werr die geistlichen Grundlagen ihres Ordens fest.
Bald war die Gemeinschaft in Oberzell so stark angewachsen, dass Antonia Werr ein neues Anwesen brauchte. 1855 erwarb sie das ehemalige Wirtshaus „Zu den zwei guten Greifen“ oberhalb des Klosters am Fuß der Hettstadter Steige. Aus dem Tanzsaal wurde eine Hauskapelle, das Gasthaus diente künftig als Erziehungsheim und Mutterhaus.