Weiter sehen und handeln

Schöpfungsverantwortung – Haus Klara führt ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem nach dem Standard EMASplus ein. Ein EMAS-Team sorgt künftig für die Umsetzung und Erhaltung.

In der vorletzten Ausgabe der LUPE (Nummer 75) wurden die Schöpfungsleitlinien der Oberzeller Franziskanerinnen vorgestellt, die den Rahmen für das Engagement der Kongregation zur Bewahrung der Schöpfung bilden. Viele Ideen wurden seitdem gesammelt und etliche Maßnahmen umgesetzt. Mit der Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems in seinem Bildungs- und Tagungshaus geht das Kloster Oberzell nun einen Schritt weiter – und will sich an seinen Taten messen lassen. Den Fokus auf den Aspekt Umwelt/Ökologie erweiterte Haus Klara um die soziale und ökonomische Komponente hin zu einem ganzheitlichen Ansatz.

Was ist ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem?

Per Definition im Duden ist Nachhaltigkeit ein „Prinzip[s], nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“. Nachhaltigkeit wird verstanden als Zusammenspiel von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen, wobei jede der drei Komponenten eine gleichberechtigte Berücksichtigung findet. Ziel ist es, der globalen Verantwortung gerecht zu werden und dazu beizutragen, dass alle Menschen – jetzt und in Zukunft – die Lebensmöglichkeiten haben, die sie zu einem „guten Leben“ benötigen. 

Es geht darum, diese Vision bewusst in die täglichen Abläufe zu integrieren, so dass der Anspruch immer mehr zur Haltung wird. Ein Managementsystem hilft dabei, da es Vorgaben für eine strukturierte Herangehensweise gibt und herausfordert, die Leistungen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit stetig zu verbessern. Dazu werden messbare Ziele gesetzt und die Einhaltung derselben immer wieder überprüft. Dies findet in wiederkehrenden Kreisläufen statt. 

Haus Klara wählte EMASplus, einen Standard basierend auf einer europäischen Verordnung. Man erweiterte um die Komponenten Sozialverträglichkeit und gesellschaftliche Verantwortung, was passend erschien zum Motto des Hauses „Tagen, wo der Mensch zählt“. 

Wofür das Ganze?

Zunächst einmal möchte die franziskanische Kongregation ihren Anspruch auch leben und Schöpfungsverantwortung wahrnehmen. Durch das Festlegen messbarer Ziele wird sichtbar und konkret, wo die Schöpfungsleitlinien erfüllt sind, beispielsweise indem weniger Ressourcen verbraucht werden als in den Vorjahren oder der Anteil an regionalen Lebensmitteln signifikant steigt. Das bedeutet: werden Strom, Heizenergie und Wasser eingespart, sinken entsprechend die Kosten. Die Partizipation der Mitarbeitenden wird gefördert und ist Bestandteil des Managementsystems. Sie ist sehr wichtig, denn die Angestellten sind das Herzstück vieler Dienste und ihre Ideen können neue Impulse für das Wirken der Kongregation setzen. Darüber hinaus versprechen sich die Oberzeller Franziskanerinnen von der Einführung eine Steigerung der Transparenz und Glaubwürdigkeit nach innen und außen.

Wie wird es umgesetzt?

Von Anfang an waren die Schwestern, Kollegen und Kolleginnen in Haus Klara in den Prozess eingebunden. Es gab Informationsveranstaltungen, in denen die Vorgehensweise und Vorteile erläutert wurden. Für Haus Klara wurden hausinterne Leitlinien festgelegt, die die Schöpfungsleitlinien der Kongregation ergänzen und speziell das Wohl der Mitarbeitenden und Gäste in den Blick nehmen.

Zu Beginn fand eine Bestandsaufnahme statt, in der alle Bereiche besichtigt und bestehende Abläufe unter die Lupe genommen wurden, um den Ist-Zustand festzustellen. Dabei wurde deutlich, wo Haus Klara in seinen Bemühungen steht. Daraufhin bildete sich das EMAS-Team, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Hausleitung, Nachhaltigkeitsbeauftragter, Mitgliedern aus den Abteilungen Verwaltung und Service in Haus Klara sowie einem Vertreter der Handwerksabteilung. Dieses Team hat die einzelnen Prozesse in Haus Klara begutachtet und überlegt, welche Auswirkungen diese auf die Umwelt oder auch auf andere Faktoren haben könnten. Wenn zum Beispiel Kaffee aus fairem Handel gekauft wird, ist gewährleistet, dass soziale Mindeststandards erfüllt sind und die Kaffeebauern angemessen bezahlt werden. Ein anderes Beispiel ist das Ausdrucken, wobei Papier und Druckfarbe verbraucht werden. Im Haus Klara wird bei notwendigen Ausdrucken Recyclingpapier verwendet und auf doppelseitigen Ausdruck geachtet.

Aus der Bestandsaufnahme wurden Ziele abgeleitet. Eines davon ist, den Stromverbrauch bis Ende 2019 um fünf Prozent zu reduzieren. Um dies zu erreichen, legte das Team Maßnahmen fest, die nach und nach umgesetzt werden. In Zukunft wird jährlich überprüft, wie weit die gesetzten Ziele bereits erreicht sind, ob die festgelegten Maßnahmen angemessen sind und wo diese vielleicht angepasst werden müssen.

Ausblick

Papst Franziskus schreibt in seiner Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato Si‘
• „Alles ist miteinander verbunden.“ (LS 91),
• „Wir brauchen eine neue universale Solidarität.“ (LS 14) und
• „Die Berufung, Beschützer des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört wesentlich zu einem tugendhaften Leben; sie ist nicht etwas Fakultatives, noch ein sekundärer Aspekt der christlichen Erfahrung.“ (LS 217)

Diese Aussagen greifen den ganzheitlichen Aspekt auf, dem die Kongregation durch die Einführung von EMASplus im Haus Klara verstärkt Rechnung tragen will. Durch konkretes Handeln und messbare Ziele kommt diese Solidarität mit Gottes gesamter Schöpfung praktisch zum Ausdruck.

Sr. Beate Krug