Offener Brief nach Rom: Ablehnung von Dr. Irme Stetter-Karp ist ein Affront

In einem offenen Brief haben sich ehemalige Mitglieder des „Forums Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ des Synodalen Wegs in Deutschland vergangene Woche an den Vatikan in Rom gewandt. Darin kritisieren sie die Auswahl der Teilnehmer*innen der Weltsynode in Rom. Von den deutschen Teilnehmenden an der Kontinentalsynode in Prag war Dr. Irme Stetter-Karp als stimmberechtigtes Mitglied der Weltsynode vorgeschlagen worden. Aber sie wurde nicht berücksichtigt. Diese Nachricht erreichte die Mitglieder des Frauenforums bei deren Nachtreffen zur Reflexion des Synodalen Weges am 7. und 8. Juli in Frankfurt. Deshalb wenden sich jetzt die zehn Unterzeichnenden mit einem offenen Brief an die Kardinäle Jean-Claude Hollerich und Mario Grech sowie an Untersekretärin Sr. Nathalie Becquart. 

Generaloberin Sr. Dr. Katharina Ganz hat dazu bereits Interviews gegeben:

 

Der offene Brief im Wortlaut:

Offener Brief zur Bekanntgabe der Teilnehmer*innen an der Weltsynode im Oktober in Rom

Sehr geehrter Herr Kardinal Hollerich, sehr geehrter Herr Kardinal Grech, sehr geehrte Schwester Nathalie Becquart,

als am 07. Juli 2023 die Teilnehmer*innen an der Weltsynode in Rom bekanntgegeben wurden, waren die ehemaligen Mitglieder des „Forums Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ des Synodalen Wegs in Deutschland zu ihrem Reflexions- und Abschlusstreffen in Frankfurt am Main versammelt.

Die eintreffende Information, welche Personen aus Deutschland stimmberechtigt an der Weltsynode teilnehmen werden, löste in der Runde große Unzufriedenheit aus und führte zum Entschluss, diese Entscheidung nicht kommentarlos hinzunehmen. Ein Statement des Forums an sich ist nicht mehr möglich, da die Arbeit des Forums beendet ist. Wir haben deshalb entschieden, dass einige ehemalige Forumsmitglieder ein entsprechendes Schreiben verfassen und es an Sie, die Verantwortlichen für die Organisation der Weltsynode, senden. Darüber hinaus werden wir diesen Brief über unsere jeweiligen Netzwerke veröffentlichen.

Wir stellen fest: Obwohl in Deutschland in den vergangenen Jahren ein intensiver synodaler Prozess stattfand, der zu Beschlüssen geführt hat, die dringende Reformanliegen u.a. im Hinblick auf Partizipation, Gewaltenteilung, Geschlechtergerechtigkeit bezüglich Frauen in der Kirche und Gleichberechtigung queerer Menschen anbelangt, wurde es versäumt, eine der Frauen, die diese Anliegen in die Weltsynode hätte einbringen können, als stimmberechtigte Synodalin zu benennen.

Diese Entscheidung empfinden wir als Affront. Als Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Präsidentin des Synodalen Wegs hat Frau Dr. Irme Stetter-Karp die Anliegen der großen Mehrheit der deutschen Synodalversammlung in Prag engagiert und mutig vorgetragen. Sie wäre dazu auch in Rom bereit gewesen und hatte dafür die Unterstützung der deutschen Kontinentalsynodalen. Durch sie hätten wir uns sehr gut vertreten gewusst!

Anzuerkennen ist, dass es unter den deutschsprachigen stimmberechtigten Frauen mit Frau Helena Jeppesen-Spuhler (CH) eine Frau gibt, die die Anliegen, die uns wichtig sind, in die Weltsynode einbringen wird. Unsere Freude über ihre Berufung wiegt unsere Verärgerung und Enttäuschung über die Ablehnung der Hinzuziehung von Frau Stetter-Karp als Vertreterin des deutschen Laienkatholizismus jedoch nicht auf. Beide Frauen hätten sich gegenseitig ergänzen können. Eine Kopie dieses Schreibens werden wir Frau Stetter-Karp und Frau Jeppsen-Spuhler zur Kenntnis zukommen lassen.

Wie sehr Sie, die Adressat*innen unseres Schreibens, auf die Entscheidung Einfluss nehmen konnten, ist uns natürlich nicht bekannt. Wir bitten Sie, unser Schreiben an die Verantwortlichen weiterzugeben.

Über eine Stellungnahme würden wir uns freuen.

Herzliche Grüße

Die Unterzeichnenden

  • Sr. Dr. Katharina Ganz OSF, Zell a. Main, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen
  • Regina Nagel, Widdern, Vorsitzende des Bundesverbands der Gemeindereferent*innen Deutschlands e.V.
  • Dr. Aurica Jax, Münster, Theologin
  • Lisa Holzer, Köln, Geistliche Bundesleitung der Katholischen jungen Gemeinde
  • Manuela Weinhardt-Franz, Hildesheim, Referentin für Personalentwicklung
  • Prof. Agnes Wuckelt, Paderborn, Theologin
  • Sr. M. Scholastika Jurt OP, Koblenz, Generalpriorin der Arenberger Dominikanerinnen
  • Prof. Monika Grütters, Berlin, Mitglied des Deutschen Bundestags, CDU
  • Dr. Burkhard Köster, Rheinbach
  • Daniela Ordowski, Mainz, Mitglied des BDKJ-Bundesfrauenpräsidiums