Namhafte Theologinnen bringen die AGENDA in der Kirche voran

Erstaunlich gewachsen ist die Zahl der Theologinnen, die am 4. Juli 2020 zum zweiten Regionaltreffen Bayern von AGENDA, dem Forum katholischer Theologinnen, nach Würzburg kamen. Die 20 Teilnehmerinnenplätze im Haus Klara im Kloster Oberzell waren rasch vergeben gewesen. Größer durfte der Kreis wegen der aktuellen Hygieneregeln nicht sein. 

Tagungsleiterin und AGENDA-Vorstandsfrau Dr. Simone Birkel hatte die Krise zum Thema gemacht und eingeladen, sich „Krisen als zuMUTungsWegen“ zu stellen. Dazu gab sie psychologische Impulse der leider verhinderten Supervisorin Monika Kern weiter. Mit Körperübungen spürten die Teilnehmerinnen den befreienden und den belastenden Erfahrungen aus den Krisenwochen nach. Der wunderschöne Sommertag stand für die anwesenden Theologinnen aus unterschiedlichen Generationen klar im Zeichen der Befreiung: Wie wohltuend war es, sich nach langen Krisenmonaten austauschen zu können, eine anregende Frauenliturgie auf den Spuren von Maria und Elisabeth zu feiern und an einer Strategie von Frauen in der katholischen Kirche zu arbeiten.

Für Simone Birkel ist Strategie planvolles Handeln. Deswegen ist ihr dieses Strategietreffen und die Vernetzung von Frauen, die sich bayernweit als Theologinnen engagieren, so wichtig. Erfreut zeigten sich die Veranstalterinnen, dass die Tagung vom Katholischen Büro Bayern als zukunftsweisendes Treffen finanziert worden ist. Dr. Margareta Hackermeier ermutigte als Frau in einer Führungsposition im katholischen Büro zu strategischem Vorgehen als konstruktiver Beziehungsarbeit. Wenn für ein Projekt kein offizieller Stempel zu kriegen sei, dann könne man die Sache oft als Experiment voranbringen und so Veränderung wagen, so gab sie eine ihrer Erfahrungen als stellvertretende Leiterin des katholischen Schulkommissariats weiter.

Seit dem ersten Regionaltreffen im Juli 2019 ist viel geschehen. Generaloberin Dr. Katharina Ganz, die Gastgeberin vor Ort, berichtet aus der spannungsvollen Arbeit im synodalen Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“. Wegen Corona arbeiten die Forumsmitglieder zur Zeit auf digitalem Weg und tragen Material in drei Untergruppen zusammen: Einen ersten Textentwurf gibt es zur Frage, welche Dienste und Ämter Frauen jetzt schon im Kirchenrecht offen stehen. Neue Formen von Gemeindeleitungen, Präsenz von Frauen in der Öffentlichkeitsarbeit, der Frauenanteil in den theologischen Fakultäten, aber auch ihre Mitbestimmung bei Bischofsernennungen werden thematisiert. Bei der Frage der Anthropologie der Geschlechter sei, so Schwester Katharina Ganz, wohl kein Konsens in Sicht. Zur Frage der sakramentalen Weihe von Frauen tragen u.a. über 150 Zeugnisse von Frauen bei, die sich zu einem diakonalen oder presbyteralen Dienst berufen fühlen. Schwer umzugehen sei mit in manchen Internetforen massiv vorgetragener Kritik einer konservativen Minderheit, die Reformern*innen die Kirchlichkeit absprechen wollten.

Von solcher Kritik, aber auch starker Zustimmung berichtete Schwester Sara Thiel‚ Mitverfasserin des Briefes „Fülle in der verordneten Leere“. Zehn deutsche Ordensfrauen aus dem Netzwerk „Ordensfrauen für Menschenwürde“ haben ihre spirituellen Erfahrungen aus den Ostertagen dieses Jahres zu Papier gebracht, als sie mangels Priester keine Eucharistiefeiern mehr in den Ordensgemeinschaften feiern konnten. Mit Streaming-Gottesdiensten wollten sie sich nicht be gnügen, sondern haben aus dem eigenen geistlichen Potential geschöpft. Die Ordensfrauen kritisieren „ungute Machtverhältnisse“ in der Kirche. Auch Fragen des Gottesbildes, der Pastoral, der liturgischen Sprache sind für Sara Thiel nun auf dem Tisch. Das Schreiben endet mit der Feststellung: „Es gibt für uns kein Zurück mehr, hinter die Erfahrungen dieser CoronaWochen 2020 – einer unglaublichen Fülle in der verordneten Leere“. (das Schreiben ist veröffentlicht auf: feinschwarz.net)

Mit der „Jungen AGENDA“ – vertreten durch Katharina Leniger, Magdalena Hürten, Jana Hock und Verena Sauer von den Universitäten Regensburg und Würzburg – kommen neue Impulse und Perspektiven von jungen Theologinnen zu Wort, die sich vernetzt haben und zu ihren eigenen Themen und auch praktischen Fragen des Engagements als Theologin publizieren. Im Rahmen des nächsten Hohenheimer Theologinnentreffens (23.-25.4.2021) wird es das nächste Regionaltreffen von AGENDA Bayern geben. Und am 2. Juli 2022 wollen die bayrischen AGENDAfrauen wieder nach Oberzell einladen. Die Junge AGENDA ist im Vorbereitungsteam dabei.

Dr. Annegret Langenhorst