Nachruf auf Schwester M. Lucia – Barbara Völkl

Am 30. März hat Gott Schwester M. Lucia Völkl (88) in sein ewiges Leben gerufen. Geboren am 1. März 1932 in Leßlohe, Landkreis Neustadt-Waldnaab in der Oberpfalz, wurde sie zwei Tage später auf den Namen Barbara getauft. Sie wuchs mit zwölf Geschwistern in einer kinderreichen Familie auf.

Von 1938 bis 1946 besuchte sie die Volksschule und von 1946 bis 1949 die Berufsschule in Reinhardsrieth bei Waldthurn. Seit 1947 arbeitete Barbara als Hausangestellte bei unseren Schwestern in Waldthurn (Oberpfalz). Sie fühlte sich seit ihrer Schulentlassung vom Ordensleben angezogen. Ihre Berufung hatte sie durch den Kontakt mit den Schwestern vertieft.

So trat Barbara im Januar 1950 in unsere Gemeinschaft ein. Als Kandidatin besuchte sie bis 1956 das Deutsche Gymnasium der Englischen Fräulein in Bamberg, das sie mit der Reifeprüfung abschloss und zum Studium an einer Hochschule befähigte. Von 1956 bis 1959 studierte sie an den Universitäten in Würzburg und München und legte die fachliche Prüfung für das Lehramt an Mittelschulen ab. Danach absolvierte sie zwei Jahre lang den Vorbereitungsdienst als Lehramtsanwärterin am Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus in München und erlangte 1961 die Befähigung für das Lehramt an Mittelschulen.

Im Anschluss an ihr Studium und Referendariat wurde Barbara Völkl im Oktober 1961 eingekleidet und erhielt den Ordensnamen Schwester M. Lucia. Nach dem Noviziat legte sie 1963 die Erstprofess und 1966 die Profess auf Lebenszeit ab.

Als Lehrerin war Schwester Lucia zuerst von 1963 an zehn Jahre lang an unserer Realschule eingesetzt. Mit der letzten Klasse 1973 gaben wir diesen Schultyp auf. Im selben Jahr wurde die Haushaltungsschule Oberzell in eine Berufsfachschule für Hauswirtschaft umgewandelt. Von da an leitete Schwester Lucia die Berufsfachschule, bis diese 1992 ebenfalls geschlossen werden musste.

Als Rektorin erledigte sie gleichzeitig das Sekretariat der Schule und unterrichtete in allen Jahrgangsstufen Deutsch und Sozialkunde. Für die Klassentreffen der Real- und Hauswirtschaftsschule war sie die Kontaktperson, sie freute sich über diese Begegnungen und nahm gerne daran teil. Mit einigen Ehemaligen stand sie bis zuletzt im Kontakt.

Mit 60 Jahren kam Schwester Lucia nach der Schließung der Berufsfachschule ins Mutterhaus und erhielt einen neuen Aufgabenbereich. In der Verwaltung war sie zunächst kurz in der Buchhaltung tätig, bevor sie Assistentin des technischen Betriebsleiters wurde. In dieser Funktion unterstützte sie 26 Jahre lang Herrn Dieter Pecht und Herrn Udo Hofer. Ihr Einsatz fiel in eine Zeit großer Bautätigkeit. Unzählige Aufgaben gab es zu koordinieren, Arbeiten zu organisieren und Akten zu ordnen. Schwester Lucia war auch zuständig für die Zivildienstleistenden und Mitarbeiter der Handwerksabteilung. Auch kontrollierte sie, ob Aufträge gewissenhaft erledigt wurden.

Im Baubüro führte sie die Schlüssellisten, bereitete Termine vor und kochte Kaffee. Schwester Lucia hatte einen genauen Überblick über das Inventar des Klosters, sie wusste genau, welche Möbel wo stehen und wozu sie noch zu gebrauchen wären. Auch im Möbellager sorgte sie für Ordnung und Sauberkeit. Sie organisierte die Müllbeseitigung, nahm Reparaturaufträge von Schwestern und Konventen entgegen und traf Absprachen bei Festen der Kongregation.

Schwester Lucia war nicht nur die rechte Hand des technischen Betriebsleiters, sondern vertrat ihn auch im Urlaub und in Abwesenheit. Über die Arbeit hinaus lag ihr viel am allgemeinen Wohlbefinden der Mitarbeiter und ihrer Familien. Ihre Arbeiten erledigte sie mit großer Liebe zu Ordnung und Genauigkeit. Auf Schwester Lucia war immer Verlass. Sie wollte dafür auch nicht gelobt werden. Im Gegenzug anerkannte sie die Leistungen der Mitarbeiter und gab positive Rückmeldungen.

In der Zusammenarbeit war Schwester Lucia immer freundlich und zuvorkommend, sie war verschwiegen, sodass es möglich war, auch schwierige Situationen mit ihr zu besprechen. Für alle, die zu ihr ins Büro kamen, hat sie sich Zeit genommen und hatte ein offenes Ohr. Ihre Aufträge erledigte sie umgehend und zuverlässig.

Im Konvent legte Schwester Lucia großen Wert auf ein gepflegtes Chorgebet; lange gehörte sie auch zu den Vorbeterinnen und fehlte nie ohne Grund bei gemeinsamen Gebetszeiten und gemeinschaftlichen Zusammenkünften. Interessiert verfolgte sie das Geschehen in Kirche, Welt und Politik. Sie nahm sich Zeit zum Lesen und informierte sich.

Als Lehrerin teilte sie ihr umfassendes Allgemeinwissen, wenn sie gefragt wurde. In ihrem Auftreten war Schwester Lucia eher zurückhaltend und sehr bescheiden in ihren materiellen Wünschen.

Zu ihren vielen Geschwistern hielt Schwester Lucia regen Kontakt. Auch umgekehrt war von Seiten ihrer Verwandtschaft ein großer Zusammenhalt spürbar. Ein Gemeinschaftsmensch war Schwester Lucia eher nicht. Sie hatte Beziehung zu einigen wenigen Schwestern.

Im Juli 2018 wurde sie in das Alten- und Pflegeheim Antoniushaus, versetzt; der Abschied aus der Verwaltung und dem Mutterhaus waren ihr sehr schwer gefallen. Nach einem Sturz und Krankenhausaufenthalt starb Schwester Lucia am Abend des 30.März, versehen mit den Sakramenten der Kirche, im Alter von 88 Jahren.

Der Name Lucia bedeutet „die Leuchtende, das Licht.“ So beten wir: „O Herr, gib ihr die Ewige Ruhe und das Ewige Licht leuchte ihr. Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen.“

Sr. Dr. Katharina Ganz
Generaloberin