Das Professjubiläum ist für eine Ordensschwester etwas ganz Besonderes, sie erneuert dabei ihr Versprechen vor Gott. Die Jubilarinnen bereiten sich intensiv auf diesen Festtag vor, blicken dankbar zurück auf ihr bisheriges Leben und schauen gemeinsam zuversichtlich in die Zukunft. Das gilt auch für die Frauen, die am 5. Mai in der Klosterkirche St. Michael ihr Professjubiläum begingen: Schwester Hyazintha Jäger legte ihre Gelübde vor 70 Jahren ab und beging damit ihr Gnadenvolles Jubiläum. Die Schwestern Brunhilde Zuber, Florina Seitz und Reinharda Fabinger feierten nach 65 Jahren ihre Eiserne Profess und die Schwestern Galgana Kraus, Leonis Schäfer, Liboria Ehler, Reginarda Holzer und Sigharda Müller blicken auf 60 Jahre Ordensleben zurück (Diamantene Profess). Zahlreiche Verwandte und Wegbegleiter:innen waren vor Ort, um das Wirken der Schwestern zu würdigen. Zelebrant war Hausgeistlicher Achim Wenzel. Thomas Labert (Orgel) und seine Tochter Johanna (Harfe) sorgten für festliche Musik im Gottesdienst.
Sie wirkten als Gärtnerin, Wirtschaftsschwester, Erzieherin, Krankenschwester, Missionarin, Ökonomin, Sozialarbeiterin und Generaloberin. Alle haben ein arbeits- und abwechslungsreiches Berufsleben hinter sich. Generaloberin Sr. Katharina Ganz schilderte im Gottesdienst den Lebensweg jeder Jubilarin.
Schwester Hyazintha Jäger (92) wuchs in Stadtlauringen im Landkreis Schweinfurt auf und wählte mit 19 Jahren das Leben bei den Oberzeller Schwestern. Als Haus- und Wirtschaftsschwester arbeitete sie im Juliusspital und im St. Annaheim in Würzburg sowie im St. Josefsheim in Brückenau. 2002 zog sie zurück ins Mutterhaus und packte dort 13 Jahre lang in der klostereigenen Wäscherei mit an. Seit 2015 lebt sie im Antoniushaus, dem Alten- und Pflegeheim der Oberzeller Franziskanerinnen.
Schwester Brunhilde Zuber (89) stammt aus Grünlas (heute Loucky) im Kreis Elbogen (Sudetenland). Mit 21 Jahren kam sie nach Oberzell und hatte als Erzieherin einige Stationen in ihrem Berufsleben. So kümmerte sie sich in Kindertagesstätten in Zell am Main, aber auch in Dettingen und Oberschwarzach um die Jüngsten. Ab 1992 war sie 24 Jahre lang im Bildungshaus St. Klara im Einsatz und half später noch etliche Jahre im Speisesaal des Antoniushauses mit, wo sie seit 2013 auch lebt.
Schwester Florina Seitz (88) ist in Niedernberg im Landkreis Miltenberg groß geworden und mit 18 Jahren ins Kloster eingetreten. Die gelernte Krankenschwester versorgte Patienten in Wiesenfeld, Schimborn und Kirchschönbach. In Schimborn trug sie zudem als Oberin für fast 20 Jahre die Verantwortung des dortigen Konvents. Seit 2017 lebt Sr. Florina im Antoniushaus.
Schwester Reinharda Fabinger (88) aus Jibka im Landkreis Braunau (Sudetenland) kam mit 20 Jahren ins Kloster Oberzell. Sie wirkte ebenfalls als Krankenschwester an verschiedenen Orten: Zunächst im Mutterhaus und im Antoniushaus, dann im Würzburger Juliusspital, in Schondra, im St. Annaheim in Würzburg und in Kutzenberg. Bevor sie 2017 ins Antoniushaus umzog, lebte sie im Franziskushaus.
Schwester Galgana Kraus (85) wuchs in Anzenhofen im Landkreis Neumarkt auf. Sie war 20 Jahre alt als sie sich für den Klostereintritt entschied. Die ausgebildete Gärtnerin kümmerte sich fast 60 Jahre lang vor allem um den Nutzgarten im Kloster Oberzell, pflegte und hegte dort den Obst- und Gemüseanbau. Seit zwei Jahren lebt sie im Antoniushaus.
Schwester Leonis Schäfer (82) ist in Wiesenfeld im Landkreis Main-Spessart groß geworden und schloss sich den Oberzeller Franziskanerinnen schon mit jungen 16 Jahren an. Als Kinderschwester und später als Kindergärtnerin kümmerte sie sich um die Kleinsten in Rattelsdorf und in Großwelzheim. 1981 zog sie ins Mutterhaus und packte unter anderem im Haus St. Klara und in der Wäscherei mit an. Seit inzwischen 60 Jahren ist Sr. Leonis Organistin und spielt bei den Gottesdiensten im Antoniushaus. Zudem macht sie Krankenbesuche und hält Singstunden.
Schwester Liboria Ehler (86) stammt aus Hirschdorf im Landkreis Troppau (Sudetenland). Im Alter von 17 Jahren trat sie bei den Oberzeller Franziskanerinnen ein. Die ausgebildete Erzieherin wirkte zunächst im Antonia-Werr-Zentrum in St. Ludwig, entschied sich dann aber für den Einsatz in Südafrika. 1969 reiste sie nach Eshowe, um dort als Lehrerin in der von Oberzeller Schwestern gegründeten Schule zu arbeiten. Über 30 Jahre lang war sie dort auch als Ökonomin für Region und Schule verantwortlich. Sr. Liboria lebt bis heute in Eshowe in Südafrika und war aus Südafrika angereist, um ihr Professjubiläum in Oberzell im Kreise ihrer Mitschwestern und Angehörigen zu feiern.
Mit Schwester Reginarda Holzer (82) feierte eine Ordensfrau Jubiläum, die die Kongregation der Oberzeller Franziskanerinnen entscheidend geprägt hat. Die heute 82-Jährige stammt aus München und trat mit 16 Jahren bei den Oberzeller Franziskanerinnen ein. Als Erzieherin wirkte sie zunächst in Kirchschönbach, leitete dann als Sozialpädagogin das Mädchenheim in St. Ludwig und wirkte 18 Jahre lang (von 1983 bis 2001) als Generaloberin der Gemeinschaft. In dieser Zeit gab es zahlreiche Neuaufbrüche im Gemeinschaftsleben. Sie verantwortete viele große Bauprojekte und stellte auch für Einrichtungen wichtige Weichenstellungen in die Zukunft. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt steuerte sie die große Generalsanierung des Klostergeländes. Kirche, Konventbau und Außenanlagen wurden von 2001 bis 2008 grundlegend saniert. Weitere fünf Jahre leitete sie dann noch das Antoniushaus, das Alten- und Pflegeheim der Kongregation.
Schwester Sigharda Müller (85) aus Premenreuth im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth entschied sich mit 21 Jahren für das Leben bei den Oberzeller Franziskanerinnen. Als Kranken- und Lehrschwester hatte sie viele Stationen in ihrem Berufsleben. So wirkte sie in Rosenheim, Würzburg, Monheim und Kutzenberg. Im Ruhestand engagierte sie sich mit Angeboten für Senioren in Rottendorf und im Antoniushaus und half in der Paramentenstickerei mit. Seit zwei Jahren lebt die 85-Jährige im Antoniushaus.
Achim Wenzel, Hausgeistlicher im Kloster Oberzell, hielt bei seiner Predigt einen (künstlichen) Schmetterling in der Hand. Veränderung sei eine unvermeidliche Realität im Leben eines Schmetterlings, aber auch von uns Menschen, sagte er. In den 70, 65 und 60 Jahren ihres Ordenslebens habe sich in der Kirche und im ganz persönlichen Leben der Jubilarinnen vieles verändert. „Sie haben die Zeit noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlebt, wo die Messe in Latein gefeiert wurde und streng auf die Einhaltung der Kirchengebote geachtet wurde.“ Die Schwestern lebten an verschiedenen Wirkungsorten und hätten auch innere, charakterliche Veränderungen bei sich selbst und bei ihren Mitmenschen erlebt. Für die Ordensfrauen gelte das Gleiche, was Maya Angelou über den Schmetterling aussage: „Du staunst über meine Schönheit, aber du erkennst die Veränderungen so selten an, durch die ich gehen musste, um so schön zu werden.“