Auf den Spuren Jesu, so war die Pilgerreise in das Heilige Land Israel überschrieben an der ich teilnahm. Vom 11. – 18.09. wurde unsere Pilgergruppe, organisiert vom bayerischen Pilgerbüro, kompetent an die heiligen Stätten geführt.
Nach dem Flug von München nach Tel Aviv brachte uns ein Bus direkt an den See Genezareth. Im Gästehaus des Kibbuz Ein Gev kamen wir für drei Nächte unter.
Am ersten Tag fuhren wir mit einem kleinen Boot an das andere Ufer nach Kafarnaum, der Stadt, „wo Jesus wohnte“. Hier besichtigten wir die Ausgrabungen, vor allem die alte Synagoge aus dem 4. Jahrhundert. Anschließend fuhren wir in das nahegelegene Tabgha, hier erinnert ein altes Mosaik an das Wunder der Brotvermehrung. In Tabgha leben deutsche Benediktiner, die zur Dormitio-Abtei in Jerusalem gehören. Am einstigen Seeufer feierten wir die heilige Messe. An dieser Stelle ist eine große Sorge der Bevölkerung sichtbar geworden. Das Wasser im See ist in den vergangen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Der See Genezareth ist das größte Süßwasser-Reservoir Israels und sein Schrumpfen ein bedrohliches Zeichen. Danach fuhren wir an Magdala vorbei nach Banias, an die Quellen des Jordan. Beim Anblick der halbleeren Becken und des kleinen Rinnsals: Jordan, kam mir eine Zeile aus Psalm 42 in den Sinn: „Bedrückt ist meine Seele in mir, darum gedenke ich deiner im Jordanland, am Hermon, am Berg Mizar. Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner stürzenden Wasser, all deine Wellen und Wogen zogen über mich hin.“
Aus dem Hermongebirge fließt nicht mehr so viel Wasser wie eigentlich benötigt würde. Die Rückfahrt führte über die Golanhöhen nach „Kursi“, dem einstigen Gerasa, wo das „Schweinewunder“ (Lk 8,26 -39) lokalisiert wird. Ein schöner Sonnenuntergang begleitete uns in die zweite Nacht am See. Am nächsten Tag erinnerten wir uns an der sogenannten „Primats-Kapelle“ der Bibelstelle Joh 21,15 ff. Sie wird auch als „Mensa Domini“ (Tisch des Herrn) bezeichnet. Hier ist Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern erschienen und er beauftragte Petrus: Weide meine Schafe, weide meine Lämmer! Hier und an vielen anderen heiligen Stätten wirken die Franziskaner. 2017 feierten sie die 800 jährige Präsenz im Heiligen Land. Unser Weg führte nun hinauf zum Berg der „Seligpreisungen“. Von dort hat man einen wunderbaren Blick über den See Genezareth. An diesem Ort wird an die Bergpredigt Jesu erinnert. Man kann es sich gut vorstellen, dass dieses Ereignis, an diesem Ort tief in die Menschen eingedrungen ist.
Weiter fuhren wir nach Kana mit einem kurzen Abstecher in die beliebte Hochzeitskirche. Hier erinnerten wir uns an das erste Wunder Jesu, er verwandelte Wasser in Wein. Weiter ging die Fahrt nach Nazareth. Auf einem Berg, hier erinnert man sich der Bibelstelle Lk 4,29. Die Leute wollten Jesus den Abhang hinunter stoßen, doch er schritt durch die Menge hindurch und ging weg. Heute ist Nazareth eine moderne, ökumenische Stadt. Die ca. 75.000 Einwohner gliedern sich in christliche und muslimische Araber. In der Neustadt, Nazareth Illit, die erst 1957 gegründet wurde, leben gut 40.000 Juden. Ein besonderes Ereignis war der Besuch der großen Verkündigungs-Basilika in der Stadt. 1969 eingeweiht ist sie die größte Kirche im Nahen Osten. Hier erinnert alles an die Verkündigung und an das Leben der Hl. Familie.
Am nächsten Tag führte unser Weg durch Galiläa auf den Berg Tabor. Wir besuchten die Basilika und feierten einen Gottesdienst. Weiter ging die Fahrt durch das fruchtbare Jordantal Richtung Jericho, zur Stelle, an der man an die Taufe Jesu erinnert. Hier trifft man viele Pilger, die sich in das Wasser des Jordan stellen und sich an ihre eigene Taufe erinnern. Weiter durch die Wüste Negev gelangten wir an das Tote Meer. Ein besonders Erlebnis war das Bad in dem sehr salzigen Wasser. So kamen wir nach Qumran, dem Fundort der Schriftrollen aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Hier kann man die Ausgrabungen besichtigen, die das Leben der „Essener“ dokumentieren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren Johannes der Täufer und auch Jesus zeitweilig an diesem mystischen Ort in der Wüste. Gegen Abend erreichten wir dann Jerusalem, die Stadt auf dem Berg. In unserem Quartier, St. Charles wurden wir von den Schwestern des Hl. Karl Borromäus sehr nett empfangen und bestens betreut. Hier blieben wir bis zum Tag der Abreise.
Am nächsten Tag machten wir uns auf dem Weg zum Ölberg. Über die „Vaterunser-Kirche“ kamen wir zur Kapelle „Dominus Flevit“ in der man sich an die Tränen erinnert, die Jesus weinte. Von dieser Seite des Kidrontales hat man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt von Jerusalem. Bergab kamen wir in den Garten Gethsemane. Uralte Ölbäume erinnern an den Beginn der Leidenszeit Jesu. Die großartige Kirche der Nationen ziert viele Wappen der Länder, die sich am Bau der „Todesangst-Basilika“ beteiligten. Dieser Ort und der Garten sind ruhige Gebetsstätten. Wir gingen unseren Pilgerweg weiter und kamen durch das „Löwentor“ in die umtriebige Altstadt Jerusalems. Am Teich von Bethesda, neben der schlichten Kreuzfahrerkirche St. Anna, hörten wir das Evangelium von der Heilung des Gelähmten. Weiter ging es durch den „Ecce-Homo-Bogen zur Burg Antonia, wo man noch das Steinpflaster des Lithostrotos und die Geißelungskapelle besichtigen kann. Immer wieder betend innehaltend an einer Kreuzwegstation, erreichten wir den heiligsten Ort der Christenheit, die Grabeskirche. Hier wird sowohl der Ort der Kreuzigung als auch das Hl. Grab verehrt. Ein nicht endender Strom von Pilgern aus aller Welt bezeugen die Wichtigkeit dieser Hl. Stätte. In der Kirche der Franziskaner konnten wir die Hl. Messe feiern. Der Zugang zur neu restaurierten Grabstätte blieb uns verwehrt. Eine mehrstündige Wartezeit in der Menschenschlange war mit unserer Pilgergruppe nicht zu organisieren.
Am anderen Morgen machten wir uns auf den Weg zum Tempelberg. Wo sich heute der großartige Felsendom und die wuchtige Al Aqsa-Moschee befinden, stand einst der Tempel der Juden. Hier treffen die großen Weltreligionen aufeinander. Die Juden glauben, dass hier am Berg Moriah Abraham seinen Sohn opfern wollte. Wir Christen erinnern uns an das Wirken und predigen Jesu im Tempel. Die Moslems verehren diese als dritt wichtigstes Heiligtum, weil von hier Mohammed in den Himmel geritten sein soll. Der große Rundgang führte uns weiter an die Klagemauer, durch die Jerusalemer Altstadt mit ihren vielen Ausgrabungen bis zum Berg Zion. Nach der Dormitio-Abtei besichtigten wir den Abendmahlssaal. Rund um diese Stätten war reges jüdisches Leben zu bemerken. Kinder bereiteten das große Jom Kippur Fest vor. Ein Fest, das für zwei Tage ganz Israel still legt. Wir verließen die Altstadt und machten uns auf den Weg in das große Holocaust Museum „Yad Vashem“. Allen Besuchern wird hier deutlich vor Augen geführt, wie sehr die jüdische Bevölkerung in Deutschland und ganz Europa leiden musste. In unserer Gruppe war später eine gewisse Beklemmung zu spüren.
Am nächsten Morgen kamen wir nach „Ein Kerem“, in unmittelbarer Umgebung Jerusalems. Hier wird das Haus von Elisabeth und Zacharias verortet. An der Geburtsstelle der Hl. Johannes sind viele Porzellantafeln mit dem „Benedictus“ Gebet in unterschiedlichen Sprachen angebracht. Nachdem wir das große Jüdische Nationalmuseum besucht haben, machten wir uns auf den Weg nach Bethlehem. Sehr auffällig ist die hohe Mauer, die Bethlehem, das überwiegend von Palästinensern bewohnt ist, seit 2002 von Israel trennt. „Wir leben im größten Gefängnis der Welt“ sagen die Menschen im Westjordanland. Vor dem Besuch der Geburtskirche feierten wir auf den „Hirtenfeldern“ in einer kleinen Kapelle einen Gottesdienst und erinnerten uns an die Geburt Christi.
Die große Geburtskirche betraten wir gebückt (da kann man sich an die Demut Gottes erinnern) durch ein niedriges Portal. Diese große, noch sehr gut erhaltene Kirche ist mit vielen Mosaiken und Bildern geschmückt. Im Gegensatz zur großen Basilika erlebte ich die Geburtsgrotte unter der Basilika, bescheiden und sehr still. Ganz nahe kamen wir an den silbernen Stern heran, der die Geburtsstelle markiert. Wie durch ein Wunder konnte ich eine Weile alleine in der Grotte beten und unsere Gemeinschaft und all ihre Anliegen Gott in die Wiege legen.
Sr. Margit Herold