Ein Jahr „Osnabrücker Thesen“ zu Frauen in kirchlichen Ämtern: neue Brisanz angesichts der Missbrauchsfälle.
Köln, 10.12.2018 – Am 9. Dezember jährte sich die Verabschiedung der sieben „Osnabrücker Thesen“, die das Ergebnis des Kongresses „Frauen in kirchlichen Ämtern. Reformbewegungen in der Ökumene“ vom 6.-9. Dezember 2017 in Osnabrück waren. Die Thesen stellen fest, dass sichtbare Fortschritte in der Ökumene nur zu erreichen sind, wenn Frauen in den einzelnen Kirchen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern erhalten. Deshalb sind Verantwortliche in den Kirchen gefordert, die spezifischen Ämter und Dienste für Frauen zu öffnen und sie entsprechend den heutigen Anforderungen an die kirchliche Sendung weiter zu entwickeln.
Aktuell gewinnen die Osnabrücker Thesen eine zusätzliche Brisanz im Kontext der Debatte um den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Kleriker (Bischöfe, Priester und Diakone). Die im September veröffentlichte MHG-Studie macht deutlich, dass Machtmissbrauch die zentrale Ursache für sexuellen, physischen und emotionalen Missbrauch ist. Deshalb stehen tiefgreifende Reformen in der Kirche an: Themen wie Macht und Autorität in der Kirche, die verpflichtende Verbindung von Zölibat und Weihe, Frauen in kirchlichen Ämtern und Fragen der Sexualethik müssen offen und ohne Denkverbote diskutiert werden. Die Lösung dieser Fragen ist heute dringender denn je, um verlorene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Zahlreiche Stimmen fordern dabei ausdrücklich eine erneuerte Ausgestaltung der kirchlichen Ämter, prominent das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK, Beschluss vom 23.11.2018).
Auf dem Kongress diskutierten die beteiligten Institutionen für Theologie der Universitäten Osnabrück, Oldenburg und Münster mit römisch-katholischen und evangelischen Verbänden zum Ende des Reformationsjubiläums 2017 die Frage nach Frauen in kirchlichen Ämtern aus ökumenischer Perspektive. Seitdem haben sich mit den Forderungen der „Osnabrücker Thesen“ der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die AGENDA – Forum katholischer Theologinnen, die deutschsprachige Generaloberinnen der UISG – Konstellation Europa Central 2 und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) intensiv beschäftigt. Seit September liegt die Publikation der Beiträge zum Osnabrücker Kongress vor, die die Thesen wissenschaftlich begründet.
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