Wir gratulieren: Am 31. Oktober feierte die Holy Childhood School in Eshowe ein besonderes Jubiläum. Vor 70 Jahren gründeten die Oberzeller Schwestern (Holy Childhood Sisters) die katholische Schule in Südafrika. Auch Sr. Katharina Ganz war dabei und predigte in der Kathedrale St. Benedict:
Predigt zu 70 Jahre Holy Childhood School, Eshowe von Sr. Katharina Ganz
Liebe Holy Childhood Familie, liebe Kinder, Eltern, Lehrkräfte, Schulleiter, Priester, Mitschwestern, liebe Freunde und Freundinnen,
die Erwachsenen mögen es mir nachsehen, dass ich mich heute vorwiegend an die Schüler:innen wende: Und ich brauche gleich Eure Mithilfe. Wer hat denn vor 70 Jahren die Holy Childhood Schule gegründet? (Die Holy Childhood sisters). Wo kamen die Schwestern her? (Aus Deutschland). Auf welchem Kontinent liegt Deutschland? (In Europa) Wie weit ist es entfernt? (Mehr als 10.000 km) Wie lange braucht man mit dem Flugzeug hierher? (1 Tag) Wie hat man den Weg vor 70 Jahren zurückgelegt? (Mit dem Schiff) Wie lange hat das gedauert? (3 Wochen)
Richtig: Die ersten vier Schwestern von unserer Gemeinschaft sind am 9. November 1952 in Venedig mit dem Schiff losgefahren und am 28. November, also fast drei Wochen später, in Durban angekommen. Ihre Namen hießen: Sr. Daria Heppt, Sr. Cäcilia Mergenthaler, Sr. Godefrieda Miller und Sr. Urbana Reinwand. Sie wurden empfangen von Sr. Alberta Fasel, die ein Jahr vorher als Kundschafterin gekommen war und vom ersten Bischof der Diözese von Eshowe, Aurelian Bilgeri OSB.
Bevor sie die Holy Childhood Convent School eröffnet haben, mussten sie sich erst einmal selbst einrichten. Wo haben die Schwestern gewohnt? Genau. Gleich hier nebenan. In dem einen Haus hinter der Kathedrale, wo jetzt Fr. Augustine wohnt, wohnte früher der Bischof. Und nebenan haben die Schwestern sich ein Haus gebaut. Sie wollten eigentlich nur eine Vorschule gründen. Und dachten, dass das richtige Wort dafür wie im Deutschen „Kindergarten“ ist. Da hatten sie sich aber geirrt. Im Englischen meint „Kindergarten“ die 1. und 2. Grundschulklasse.
Die Schwestern wollten aber gar keine Grundschule aufmachen. Die Eltern bestanden aber darauf, dass auch ihre sechs- und siebenjährigen Kinder unterrichtet werden. Deshalb musste noch eine Schwestern aus Deutschland kommen. Sie hieß Sr. Prokopia Hergenhahn. Sie war Lehrerin und konnte englisch sprechen. Sie kam 1953 hier an.
Zusammen mit Sr. Cäcilia bekamen sie einen Crashkurs bei anderen Schwestern in Oakford, wie das südafrikanische Unterrichtswesen funktioniert. Und dann fingen sie genau vor 70 Jahren mit zunächst zwei Schulklassen an. Unsere Schule wurde unter dem Namen „Holy Childhood Convent School“ offiziell ins Schulverzeichnis eingetragen. Die Schwestern wurden „Holy Childhood Sisters“ genannt. Das Wort Convent bedeutet, dass die Schule zu dem Haus gehörte, in dem die Schwestern wohnten. (Wir lassen das Wort heute weg, weil ja die Schule inzwischen von einer Voluntary Association geführt wird.)
Natürlich wollten die Schwestern in Deutschland wissen, ob der Schulstart in Südafrika geklappt hat. In einem Brief vom 25. Februar steht: „Was Sie heute sicher am meisten interessiert, ist die Frage: Ist die Schule wirklich angelaufen? Wie geht es in der Schule? Wie bereits angekündigt, eröffneten wir tatsächlich am 26. Januar unsere Schule mit Klasse 1 und 2. Schwester M. Cäcilia führt die 1. Klasse, Schwester M. Prokopia die 2. Bis jetzt kommt Schwester M. Cäcilia ganz gut mit den Kleinen zurecht und jeden Tag nach dem Unterricht weiß sie drollige Erlebnisse von ihren Schulneulingen zu berichten. (…) In jeder Klasse haben wir bis jetzt 10 Kinder und sich zwar in Klasse 1 sieben Buben und drei Mädchen, in Klasse 2 acht Mädchen und Buben. Ob Buben oder Mädchen schwerer zu unterrichten sind, wird sich zeigen. Schwester M. Prokopia hätte lieber Buben und Schwester Cäcilia lieber Mädchen. So ist es nun einmal im Leben; es kommt meist anders als man wünscht und denkt.“ (AKO, Bote, 25.2.1954, S.2)
Jetzt könnte ich natürlich die Lehrkräfte fragen, ob sie lieber Buben oder Mädchen unterrichten. Aber das lasse ich lieber sein. Und ich hoffe natürlich, dass Sie alle gleich gern unterrichten. Denn es sollte egal sein, ob es sich um Buben oder Mädchen handelt und ob die Kinder schwarze oder weiße Hautfarbe haben.
Natürlich war das nicht immer so. Wer von Euch weiß, warum? (Apartheid).
Was bedeutet das Wort „Apartheid“? Es entstammt der Sprache Afrikaans, die von den Nachfahren der ersten weißen Einwanderer aus Holland entwickelt wurde. Es bedeutet „Getrenntheit“. 1948 gewann die burische Nationalpartei die Wahlen. Sie machten Gesetze, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe in verschiedene Rassen aufteilten. Nur die „Weißen“ durften wählen und gewählt werden. Menschen mit anderen Hautfarben wurden in allen Lebensbereichen benachteiligt und diskriminiert.
Bis 1953 lag die Erziehung und Schulbildung größtenteils in den Händen ausländischer Missionar:innen. Die Missionsschulen wurden vom Staat unterstützt. Die Kirchen konnten selbst bestimmen, was unterrichtet wurde. 1953 wurde der sog. „Bantu Education Act“ verabschiedet. Mit diesem „Gesetz zur minderwertigen Erziehung für Nicht-weiße“ legten die burischen Nationalisten rassistische Lehrpläne und Strukturen fest.
Die bestehenden Missionsschulen wurden vor die Alternative gestellt: Entweder sie passen sich an, oder sie werden geschlossen. Fast alle Schulen wurden daraufhin geschlossen oder in Staatsschulen umgewandelt.
Die Holy Childhood Convent Schule wurde deshalb zuerst in eine private katholische Schule umgewandelt. Und es wurden nur weiße Kinder unterrichtet. Aber von Anfang an haben die Schwestern den Kontakt gesucht mit anderen christlichen Kirchen. Und sie wollten möglichst alle Menschen erreichen. Denn das Evangelium, das wir gerade gehört haben, gilt für alle Menschen. Wir haben es vorhin gehört. Da sagt Jesus: Ihr seid meine Freunde. Er sagt nicht: Nur die Weißen sind meine Freunde oder nur die Jungs. Sondern er sagt, Ihr seid meine Freunde, wenn Ihr tut, was ich euch sage.
Aber was sagt Jesus uns denn? Ich liebe Euch, wie der Vater Euch liebt. Und so sollt auch Ihr einander lieben. Ihr sollt einander lieben. D. h. ihr sollt alle lieben. Die erfolgreichen Schüler und die, die sich schwer tun. Die gut gelaunten und die traurigen. Die begabten und die mit einem besonderen Förderbedarf. Die christlich getauften genauso wie die Hindus oder Muslime.
Gibt es denn ein Symbol, das Euch an diese Worte erinnern kann? (Das Wappen der Schule) Dieses Schulwappen wurde auch schon vor 70 Jahren entworfen. Was seht Ihr denn darauf? – Palme und Wasser, blauer Himmel und Ozean (KwaZulu-Natal reicht ja vom Meer bis zum Himmel, deshalb die blaue Farbe) und nebenan: Ein rotes Kreuz, zwei Sterne und der schwarze Hintergrund. Unten ein gezacktes Muster aus rot und weiß. Das rote Kreuz bedeutet: Die Holy Childhood sisters waren Missionarinnen, sie kamen von weit weg, sie wollten helfen, den christlichen Glauben auszubreiten. Die Sterne deuten auf den Stern von Bethlehem hin. Jesus ist als ein kleines Baby zur Welt gekommen. Das feiern wir ja an Weihnachten. Wir glauben, dass wir Gott in jedem Menschen finden können. Egal ob er reich oder arm ist, jung oder alt, gesund oder krank, dick oder dünn, blond oder dunkelhaarig.
Es hat aber lange gedauert, bis die Schwestern das auch in unserer Schule umsetzen konnten und Kinder von allen Familien aufnehmen konnten. Aber dann waren wir die erste Schule in KwaZulu Natal, die ihre Türen aufgemacht hat. Und das war noch lange bevor die Apartheid zu Ende war. Zuerst wurde die Schule jedes Jahr um eine Klasse erweitert, bis ab 1959 alle sieben Klassen unterrichtet werden konnten. Bereits ein Jahr vorher wurde ein kleines Internat eröffnet.
Im Dezember 1954 berichteten die ersten Missionarinnen in ihrer Weihnachtspost nach Deutschland: „Mit der Weihnachtsfeier muss hier immer auch eine ‚Party‘ verbunden sein. So saßen unsere Kinder nach dem Spiel an ihren weiß gedeckten Tischchen, erfreuten sich an ihren kleinen Gaben und verzehrten mit sichtlichem Vergnügen ihre Plätzchen und ihr Eis und tranken Limonade. Die Eltern der Kleinen standen gleich ihren Kleinen da mit strahlenden Augen. Ein Vater äußerte: ‚Die Eltern scheinen glücklicher zu sein als die Kinder.‘“
So wünsche ich uns allen heute, dass wir ob groß oder klein glücklich sind, später mit strahlenden Augen Kuchen und Limonade verzehren können. Vorher aber wollen wir – wie es einer katholischen Schule würdig ist – Gott danken für die 70 Jahre des Bestehens der Holy Childhood Schule. Wir danken Gott für den Mut der ersten Missionarinnen, die sich damals noch mit dem Schiff auf den Weg gemacht haben in ein unbekanntes Land und jahrzehntelange Aufbauarbeit geleistet haben im südafrikanischen Schulsystem. Stellvertretend nenne ich Sr. Fidelis Schramm und Sr. Liboria Ehler, die seit 61 und 55 Jahren hier leben und jahrzehntelang die Schule geprägt haben. Ich danke allen Schulleitern und Schulleiterinnen, Lehrkräften, dem Elternbeirat, den Verantwortlichen des Bistums Eshowe und der Pfarrei St. Benedict für die gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung.
Aber nicht zuletzt den Eltern, die uns ihre Kinder anvertraut haben zur ganzheitlichen Bildung und Erziehung sowie Euch, Kindern und Jugendlichen, dass Ihr Euch so viele Stunden am Tag, so viele Tage im Jahr und so viele Jahre Eures Lebens hierher traut, die Schulbänke drückt und die Außenanlagen mit Euren sportlichen Leistungen erfüllt. Durch Euer Lachen, Euer Wissen, Eure Talente und Eure Lebendigkeit verkörpert Ihr die Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft, die dieses wunderbare Land, aber auch die ganze Welt, unsere Kirchen und Religionsgemeinschaft so dringend brauchen. Haltet das Schulmotto lebendig: IN SINCERITATE: HONEST, KIND AND TRUE. – IN SINCERITATE: EHRLICH, FREUNDLICH UND WAHRHAFTIG.
Geburtstagstorte wird feierlich angeschnitten von links nach rechts: Sr. Katharina Ganz, ehemalige Schulleiterin Mrs Kennedy, Schulleiter Mr van Wyk und Vorsitzende des Elternbeirats Mr Steenberg