Für Bischof Georg Bätzing ist der Heilige Franziskus keineswegs Geschichte. Das betonte er im Eröffnungsgottesdienst für die Franziskanischen Jubiläen am 25. November in der Frankfurter Liebfrauenkirche. Franziskus’ Gruß „Pace e bene“ – Frieden und Gutes – sei heute wohl wichtiger denn je, bekräftigte Schwester Edith-Maria Magar, Vorsitzende der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft (INFAG), die diesen besonderen Gottesdienst vorbereitet hatte. „Er lebt und prägt diese Kirche bis heute“, sagte der Bischof und wandte sich an die zahlreich erschienene franziskanische Familie: Er sei dankbar, dass sie dieses Zeugnis lebendig halten.
Beispiele dafür gaben Franziskanerin Tobia Hartmann, Kapuziner Bernd Kober und Stephanie Schaerer von der Bewegung Vivere. Sie schilderten eindrucksvoll, wie ihre Gemeinschaften die franziskanischen Werte heute leben. Die INFAG hatte die Einladung zum Gottesdienst verbreitet, der auch wir Oberzeller Franziskanerinnen gerne folgten. Eine kleine Abordnung machte sich an diesem Samstagmorgen auf den Weg von Würzburg nach Frankfurt, um den Auftakt dieser Jubiläumsserie mitzufeiern. 1223, also vor genau 800 Jahren, bestätigte der damalige Papst Honorius III. die von Franz von Assisi aufgestellte Lebensregel. Wegen des angehängten päpstlichen Siegels (Bulle) wird sie auch »Bullierte Regel« genannt. 1223 wurde damit aus der Bruderschaft ein kirchenrechtlich anerkannter Orden – auch deshalb hat dieses Jubiläum eine solch große Bedeutung.
Diese Franziskanische Regel sei mit ihren zwölf Kapiteln „wie eine Richtschnur für eine Lebensgestaltung, die sich am Evangelium orientiert“, erklärt Sr. Beatrix Barth. Die Oberzeller Franziskanerinnen orientieren sich an diesem „Anfängergeist“. Gott lieben aus ganzem Herzen und die Nächsten lieben wie sich selbst – das greife Franziskus auf, das sei eine zentrale Aussage der Botschaft Jesu (Mk 12,30). Mit seinem Lebensentwurf, der nicht den Rückzug hinter Klostermauern, sondern das Unterwegssein in der Welt beschrieb, schuf Franziskus zudem eine besondere Ausrichtung für ein Leben in Gemeinschaft.
An Weihnachten 2023 feiert das Krippenspiel seinen 800. Geburtstag. Im Advent 1223 ließ Franziskus in einer Felsenhöhle bei Greccio eine Futterkrippe mit einem lebendigen Ochsen und Esel vorbereiten, um dort das Weihnachtsgeheimnis anschaulich unter die Leute zu bringen. Im Jahr darauf empfing Franziskus die Leidenszeichen Christi, 2025 schrieb er den Sonnengesang und wieder ein Jahr später starb er.
Mit diesen großen Ereignissen sei Christsein auf den Punkt gebracht, sagte Bischof Bätzing in seiner Predigt. „Was macht Christsein aus? Zu glauben: Gott ist Mensch geworden.“ Hinein und hinunter in die Welt – das zeichne Franziskus aus und genau das seien die großen Fragen, „die uns heute wieder beschäftigen“, führte der Bischof weiter aus. Das Leben schon am Anfang schützen, hinschauen auf die Wunden der Menschen, egal in welchen Ecken der Erde, die Schöpfung bewahren und schließlich der Tod, der Übergang in eine neue Welt.
Zum Abschluss wandte er sich mit einem Appell an seine Zuhörerinnen und Zuhörer: „Hinein und hinunter! Drunter dürfen wir Christinnen und Christen unseren Glauben nicht leben. Drunter dürfen wir es nicht tun. Das sind wir Franziskus schuldig und seiner Kraft, die bis heute die Kirche von innen zusammehält – darauf vertraue ich. Auch in diesen Zeiten.”
Die Wortbeiträge des Gottesdienstes können bei Radio Horeb noch gehört werden: Podcast Sondersendung
Eindrücke vom Gottesdienst