Das Licht des irdischen Lebens erblickte Schwester Gerfrieda am 12. Januar 1932. Sie wurde in Duisburg-Hamborn geboren und am 17. Januar auf den Namen Anneliese getauft. Dort, an Rhein und Ruhr, wuchs sie mit ihrem jüngeren Bruder Bernhard auf und besuchte die Volksschule. Als der Krieg näher kam, wurde die Familie zum Großvater nach Süddeutschland evakuiert. In Lenting, zwischen Donautal und Frankenalb, ging Anneliese weiter zur Schule. Nach dem Volksschulabschluss besuchte sie noch ein Jahr die landwirtschaftliche Berufschule. Sie half ihre Mutter im Haushalt und war Kindermädchen bei einer Nachbarin.
In Lenting kam Anneliese in Kontakt mit den Schwestern unserer Gemeinschaft, die dort in einem Konvent lebten. Bereits mit 15 Jahren kam sie als Kandidatin ins Kloster Oberzell und besuchte drei Jahre lang das Kindergärtnerinnen-Seminar. Zur Erzieherin ausgebildet, wurde sie 1951 ins Noviziat aufgenommen und erhielt als Ordensnamen Schwester M. Gerfrieda. Ein Jahr später legte sie 1952 die Profess für drei Jahre und 1955 die Profess auf Lebenszeit ab. Im vergangenen Jahr konnte sie ihr 70-jähriges Professjubiläum feiern.
Als Erzieherin wurde Sr. Gerfrieda zunächst für drei Jahre in Trunstadt bei Bamberg eingesetzt. 1955 kam sie nach Schonungen bei Schweinfurt und arbeitete auch dort im Kindergarten. In dieser Zeit legte sie auch die Prüfung zur Organistin ab.
1963 gründete in Eisingen bei Würzburg Caritasdirektor Pfarrer Robert Kümmert eine heilpädagogische Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. Zehn Jahre später wurden die neu erbauten Gebäude bezogen. Pfarrer Kümmer wollte einen Schwesternkonvent eröffnen, damit im Heim ein religiöser Geist spürbar sei. So warb er auch um Schwestern aus unserer Gemeinschaft. Sr. Gerfrieda und Sr. Alipia erklärten sich bereit und arbeiteten dort als Gruppenleiterinnen bis 1982. Bis vor kurzem hielt Sr. Gerfrieda Kontakt zu einigen Menschen, die damals von ihr betreut worden waren. 1983 wurde Sr. Gerfrieda als Erzieherin nach Pegnitz in Oberfranken versetzt. Dort lebte sie weitere 23 Jahre lang, bis die Niederlassung 2006 geschlossen wurde.
Sinn für Ästhetik
Von dort aus zog sie nach Kirchschönbach an den Fuß des Steigerwaldes. Sie half im Haushalt, bei der Gästebetreuung im Schloss und war in der Pfarrgemeinde anerkannt und beliebt. Als auch dieser Konvent 2017 aufgelöst wurde, zog Sr. Gerfrieda in den Konvent Hl. Familie nach St. Ludwig um. Obwohl ihr der Abschied schwer fiel, gewöhnte sie sich zusammen mit Sr. Geralda bald in der neuen Gemeinschaft ein. Künstlerisch begabt und mit einem Sinn für Ästhetik bereitete sie Freude mit selbst gebastelten Tischschmuck und lernte das Klöppeln. Mit großer Liebe gestaltete sie die Jubiläumskerzen für die Schwestern nach dem jeweiligen Jahresthema der Gemeinschaft. Die Gottesdienstbesucher freuten sich über „die kleine Frau mit der großen Stimme“, die bis zuletzt die Lesungen vortrug.
Sr. Gerfrieda liebte die Berge und die Natur. Jahrzehnte lang verbrachte sie ihren Urlaub in Bergen und erinnerte sich mit Hilfe von Dias und Fotobüchern an die schönen Zeiten. Im Fernsehen erkannte sie bei Sendungen über den Wintersport alle Gipfel. Sie beobachtete die Schiffe auf dem Main und die Störche, die in Wipfeld brüteten. Im August 2022 zog sie ins Antoniushaus um.
Sie liebte das Gemeinschaftsleben
Sr. Gerfrieda liebte das Gemeinschaftsleben. Gleichzeitig war sie eine stille und zurückhaltende Mitschwester. Was ihr wichtig war, sagte sie jedoch klar und deutlich. Das religiöse Leben mit den Gebetszeiten gab ihr Halt. Über den wöchentlichen Besuch der Schwestern von St. Ludwig freute sie sich immer sehr. Zeitlebens pflegte sie eine innige Beziehung zu ihrem Bruder, der jedoch schon lange verstorben ist und zu ihren Nichten und Neffen sowie deren Kindern. Besonders gefreut hatte sie sich über den Besuch ihrer Verwandten aus Kaufbeuren vor einigen Wochen. Lange sprach sie begeistert davon und erzählte viel von ihren Nichten.
Sr. Katharina Ganz