Predigt von Generaloberin Sr. Katharina Ganz im Gedenkgottesdienst zum Todestag von Gründerin Antonia Werr
Antonia Werr, Gründerin der Oberzeller Franziskanerinnen, war eine bemerkenswerte Frau. Das ist am Freitagabend mal wieder deutlich geworden. Zum Gedenktag – Antonia Werr starb am 27. Januar 1868 – feierten Schwestern, Mitarbeitende und Ehrenamtliche gemeinsam Gottesdienst und nutzten das anschließende Abendessen für Begegnungen. Generaloberin Sr. Dr. Katharina Ganz gab in ihrer Predigt einige Anregungen aus der Perspektive von Mutter Antonia an die Zuhörer*innen in der Klosterkirche weiter. Die ermutigenden Worte, die Sr. Katharina mit Blick auf bevorstehende Veränderungen innerhalb der Kongregation an ihre Mitschwestern richtete, berührten auch die Mitarbeiter*innen.
Die Herausforderungen, vor denen die Würzburgerin Antonia Werr Mitte des 19. Jahrhunderts stand, waren immens. Sie brauchte Unterstützung und Verbündete, um ihr Vorhaben – ein Heim für verwahrloste und aus der Haft entlassene Frauen zu gründen – in die Tat umzusetzen. Daraus resultierte der Rat, den Sr. Katharina formulierte: „Wägt klug ab, mit wem ihr wann sprechen müsst, wer euch hilfreich die Hand reichen könnte. Seid mutig und geht euren Weg.“ Antonia Werr sei eineinhalb Jahre lang zu Fuß und mit der Pferdekutsche in ganz Unterfranken unterwegs gewesen, um ein geeignetes Haus für ihre Aufgaben zu finden, so die Generaloberin weiter. Aus dem kleinen Anfang im sogenannten Schlösschen in Oberzell habe sich alles andere ergeben.
Stärkt das Miteinander!
„Ihr macht euch Sorgen, wie ihr alle Ausgaben auf Dauer finanzieren sollt? Ihr fragt euch, wie ein gutes Leben für euch aussehen kann? Ihr habt Ängste, Zukunftssorgen, fühlt euch unsicher?“ Auch für diese und weitere Fragen hatte Sr. Katharina einige Gedanken, wie sie Antonia Werr vermutlich einst formuliert hätte. Mitmenschen und Anvertraute würden nicht nur das beurteilen, was man sagt, sondern auch, wie man sich verhält. „Zu viel Selbstverleugnung schadet eher als dass es nützt. Gekränkte Eitelkeit, Stolz und Hochmut vergiften das Gemeinschaftsleben und stören das Betriebsklima. Verlernt deshalb nicht euch zu freuen und zu staunen. Nehmt euch Zeit zum Feiern und zur Geselligkeit. Stärkt das Miteinander.“
Die Generaloberin zog manche Parallelen zwischen dem Leben der Gründerin und den Aufgaben, vor denen die Schwestern heute stehen Dazu gehöre unter anderem die Frage nach dem Selbstverständnis der Gemeinschaft als Teil der katholischen Kirche. „Was habe ich unter dem Triumphalismus gelitten, mit dem sich die Kirche in meiner Zeit dargestellt hat,“ so Sr. Katharina in ihrer Rolle als Antonia Werr. „Zur Schau gestellte Frömmigkeit, Unterwürfigkeit und Schmeichelei waren uns zuwider. Die Kunst ist, den eigenen Glauben glaubhaft zu leben und dennoch katholisch zu bleiben. Sich anzulehnen an die Kirche, ohne sich abhängig zu machen. Das war und ist eine Gratwanderung.“ Auch die Worte aus dem Testament von Antonia Werr gelten noch immer: „Schweiget nie aus Menschenfurcht, wenn euch die Klugheit wie eure Pflicht zum Reden auffordert.“
Die volllständige Predigt von Sr. Katharina können Sie sich auf unserem Youtube-Kanal anschauen: